"Fachkräfte finden, fördern und binden" - Zweites Handwerkerfrühstück bei UR Raumdesign

„Fachkräfte finden, fördern und binden“ lautete das Thema des jüngsten Handwerkerfrühstücks, zu dem die Kreishandwerkerschaft Recklinghausen und die Wirtschaftsförderung Datteln Mitte Oktober in das Ladenlokal von UR Raumdesign an der Friedrich-Ebert-Straße eingeladen hatten. In ihrem kurzweiligen Vortrag präsentierte Gisela Goos von der Handwerkskammer Münster den rund 20 Gästen zahlreiche Praxisbeispiele, um Möglichkeiten aufzuzeigen, dem Fachkräftemangel im Handwerk zu begegnen.

Die Ausgangssituation ist wenig erfreulich: In der Öffentlichkeit werden Handwerksberufe meist als äußerst unpopulär wahrgenommen. Hinzu kommt, dass gerade junge Menschen in der Regel nicht wissen, welche Karrierechancen eine Ausbildung birgt, und dass das Handwerk meist nur als „Übergangslösung“ gesehen wird. Junge Menschen zu begeistern, Karrierewege aufzuzeigen und als Arbeitgeber attraktiv zu sein, sollte das Ziel sein, sagte Gisela Goos.

Tagespraktika machen auf den Betrieb aufmerksam

Um auf den eigenen Betrieb und die dort ausgeübten Berufe aufmerksam zu machen, böten sich etwa Tagespraktika an. Dabei sei es wichtig, dass die jungen Menschen nicht als lästige Anhängsel gesehen werden. Es gilt, aktiv für den Beruf zu begeistern, die jungen Menschen selbst ausprobieren zu lassen, denn jeder Beruf biete äußert kreative Tätigkeiten.

Einen derartigen Tag vorzubereiten kostet Zeit. Zeit, die sich die Unternehmen mit Blick in die Zukunft nehmen sollten. „Ich habe mit Unternehmen gesprochen, die vor Jahren rund ein Drittel ihrer Zeit in die Auftragsakquise gesteckt haben und diese nun in die Mitarbeiterakquise investieren“, berichtete Gisela Goos.

"Die Braut für die Hochzeit aufhübschen"

Schließlich gehe es darum, „die Braut für die Hochzeit aufzuhübschen“, ergänzte Jürgen Wulfert. Der Dattelner Sanitär- und Heizungsfachmann nimmt mit seiner Firma regelmäßig an Jobbörsen teil und stellt sich auf die Bedürfnisse der heutigen Schülerinnen und Schüler ein. Denn, wenn der Tag spannend war, „kehrt der eine oder die andere zu einer längeren Arbeitsprobe und zu einer Berufsausbildung zu uns zurück“, brachte Gisela Goos das Praxisbeispiel von Axel Helmig, Geschäftsführer von Helmig Haustechnik aus Ibbenbüren, an.

Auslandsaufenthalte als Option für junge Fachkräfte

Dass das Handwerk Karrierechancen bietet, zeigt sich unter anderem auch in dualen Studiengängen. Praxis und Theorie werden vereint und bieten den jungen Fachkräften Aufstiegschancen. Eine weitere Option ist ein Auslandsaufenthalt, der Auszubildenden nicht nur die Möglichkeit bietet, Netzwerke zu knüpfen, ihren kulturellen Horizont zu erweitern und zu schnuppern, wie andere Firmen es machen, „vor allem die Fachbegriffe in unserem in unserem Metier sind für mich nun nach dem vierwöchigen Aufenthalt in Irland kein Problem mehr“, erklärte Johanna Weyck, Gesellin in der Buchbinderei Terbeck in Coesfeld, gegenüber der HWK.

Eigentlich wollte Raphael Edom studieren. Heute ist er mit 29 Jahren Geschäftsführer der Peter Lindart GmbH in Münster. Im Praktikum von der Vielseitigkeit des Metallbauunternehmens überzeugt, brachte es Raphael Edom innerhalb weniger Jahre vom Gesellen zum Chef von nunmehr 17 Mitarbeitern.

Als attraktiver Arbeitgeber auftrumpfen

Als attraktiver Arbeitgeber am Markt aufzutrumpfen, ist ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor der Fachkräftegewinnung. Seien es flexiblere Arbeitszeiten, damit die Beschäftigten morgens ihre Kinder in den Kindergarten oder die Schule bringen können, oder auch ein aktives Gesundheitsmanagement. Enorm wichtig seien Wertschätzung, Respekt und Anerkennung und dass diese Werte zum Beispiel durch regelmäßige Mitarbeitergespräche zum Ausdruck gebracht werden. Etwa wie beim Unternehmen dkon systeme aus Rheine, das auf flache Hierarchien Wert leget. „Mitdenken und gegenseitige Hilfe“ ist dort gelebte Praxis.

"Schlechtes Image des Handwerks"

Wenngleich der Vortrag auf Zustimmung stieß, taten die Dattelner Unternehmer in einer Diskussion ihren Unmut über die Situation kund. Die Problematik des Fachkräftemangels und des „schlechten Images“ des Handwerks sei von allen Beteiligten viel zu spät angegangen worden, waren sich an diesem Vormittag alle Anwesenden einig. Die Folge: Aufträge können nicht mehr angenommen werden, die Mitarbeiter sind überlastet und fallen krankheitsbedingt aus. Umso wichtiger sei es, gemeinsam zu agieren.

Betriebe entwickeln eigene Methoden, um Personal zu gewinnen

Neben den genannten Beispielen haben einige Dattelner Betriebe auch eigene Methoden der Personalgewinnung und -bindung entwickelt. Da werden zum Beispiel Führerscheine vorfinanziert oder auch Autos zu Verfügung gestellt.

Fachkräfte zu finden, werde dennoch mit jedem Tag schwieriger. Das habe auch damit zu tun, dass bei vielen Eltern und Jugendlichen der Gedanke vorherrscht, erstmal das Abitur zu machen. Hier gilt es, durch Präsenz in der Öffentlichkeit das Image zu verbessern, für die Berufe und die Karrierechancen zu begeistern. Aber auch die Ausbildungsreife und Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit oder Sorgfalt ließen häufig zu wünschen übrig.

Fazit des Handwerkerfrühstücks

Das Patentrezept zur Fachkräftegewinnung und –sicherung gibt es nicht. Vielmehr sind die Betriebe gut damit beraten, aktiv möglichst viele Register zu ziehen und sich an den positiven Praxisbeispielen zu orientieren.

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